ENDE 1983: NEUERLICHE NIEDERLASSUNG IN SALZBURG

Das Jahr 1983 wurde von den theaterarbeiterkollektiv-Mitgliedern intensivst genutzt, um für das Jubiläumsjahr 1984 eine Reihe von Aktivitäten zur Thematik "1934 - der Bürgerkrieg in Österreich" vorzubereiten. Ab Sommer 1983 ließ sich die Gruppe wieder fix in Salzburg nieder, wo entsprechende Proben- und Veranstaltungsräumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden. 

1984. Das Jahr des Bürgerkrieges in Österreich jährt sich zum 50. Mal. Im Februar 1934 wurde durch das brutale Vorgehen der Dollfuß-Armee (der Heimwehr) gegen die Arbeiterschaft, durch die Ermordung von Arbeiterführern wie Koloman Wallisch und durch das Zurückweichen der sozialdemokratischen Führungskräfte vor dem austrofaschistischen Ständestaat der Weg in den Abgrund, der Weg in den Faschismus aufbereitet. Um diesen bedeutenden Wendepunkt in unserer Geschichte bewusst zu machen, hat das theaterarbeiterkollektiv eine Vielzahl an Programmen geplant, aufbereitet und vorgestellt.


1983/84: FEBRUAR 1934 - DER BÜRGERKRIEG IN  ÖSTERREICH

Bei all der Vorbereitung, Organisation und Durchführung der verschiedensten Aktivitäten zum Jubiläumsjahr, lag der Schwerpunkt der eigentlichen Arbeit, der Theaterarbeit, auf der Erstellung der multimedialen Show "FEBRUAR 1934 - DER BÜRGERKRIEG IN ÖSTERREICH". Noch im Oktober 1983 kam es zu Vorab-Vorstellungen der Inszenierung in Salzburg, ehe die Produktion dann im Jahre 1984 in allen Teilen Österreichs gezeigt wurde. Trotz aufwändigem Bühnenbild und vielfachen dramaturgisch-theatralischen Mitteln wurde das Werk in Wirtshaussälen ebenso gespielt wie in riesigen Veranstaltungshallen. Von der Aula der Universität Innsbruck bis zur Kurhalle in Wien Oberlaa, vom Theaterkeller bis zum Festspielhaus.


1984: PARAGRAPH 144 - FRAUEN IM 34ER-JAHR

Eine der Arbeiten zum Thema "Februar 34" war die Auseinandersetzung um den Paragraphen 144, der damals die Arbeiterfrauen doppelt benachteiligte und das "Frauendasein" in der Ersten Republik entscheidend mitprägte. Diese Auseinandersetzung war gleichzeitig "Vorarbeit" zu einer neuen Produktion. Zu einer Produktion, bei der es um das Thema "Schwangerschaftsabbruch" in der Gegenwart ging. Denn in eben dieser Zeit ab 1984 kam es in der breiten Öffentlichkeit vermehrt zu einer heftigen Auseinandersetzung um die Problematik. Initiiert von der Aktionsgruppe "Geborene für Ungeborene", unterstützt von der "Aktion Leben", verging kaum ein Tag, an dem nicht Frauen, die von ihrem Recht einer Schwangerschaftsunterbrechung Gebrauch machten, als Mörderinnen beschimpft wurden, an dem nicht Schwangerschaftsunterbrechungen mit den Massenmorden der Nationalsozialisten verglichen wurden ...


1985: JUNGFRAU, MUTTER ODER HURE

Noch während der Auseinandersetzung mit der Arbeit "Paragraph 144" entschloss sich das theaterarbeiterkollektiv (animiert durch die zunehmenden Aktivitäten der militanten Abtreibungsgegner) ein neues Programm zu erarbeiten, ein neues Stück zu schreiben. Ein Stück, mit dem es möglich war, den ganzen Schwangerschaftsabbruch-Gegnern gegenüber offensiv aufzutreten. Eine Produktion, die mit den Formen der Satire und der Ironie der Sache begegnet. Es entstand das Stück "Jungfrau, Mutter oder Hure", das - von der Aufführungszahl her - wohl erfolgreichste Programm der Gruppe. Innerhalb eines Jahres wurde es in allen Teilen Österreichs gezeigt und bei zahlreichen Theaterfestivals vorgestellt. Bei all dem vielen Lob, das es für das Stück gab, war es aber auch eines, das - sowohl vom Inhalt, als auch vom Titel und der Plakataufmachung her - spaltete und immer wieder für Aufregung sorgte.

BEISPIEL EINER AUSEINANDERSETZUNG RUND UM THEATER, RUND UM KUNST UND KULTUR:


1985: KRIEG DEM KRIEG

SZENEN, BILDER, LIEDER, GEBETE ZWISCHEN DEN KRIEGEN. DENEN VON GESTERN. DENEN VON HEUTE.

Mit Texten, zu Texten, nach Texten von Kurt Tucholsky 

 

Vor vierzig Jahren wurde der Zweite Weltkrieg beendet. Die Barbarei des Hitlerfaschismus kostete Millionen von Menschen das Leben. NIE WIEDER KRIEG - NIE WIEDER FASCHISMUS war denn auch ein wesentliches Bekenntnis nach 1945. Doch offenbar verliert sich dieser antifaschistische Geist immer mehr. Immer offensiver treten rechtsradikale Gruppierungen auf, immer frecher treten die Revanchisten auf, immer lauter werden die Forderungen der Rüstungsindustrie. Gerade anlässlich des 40. Jahrestages der Befreiung Österreichs vom Faschismus sieht es das theaterarbeiterkollektiv geradezu als seine Pflicht, eine Produktion gegen die Hetze und die Hetzer zu machen.