HERBST 1980: ÜBERSIEDLUNG VON GRAZ NACH SALZBURG

Im Spätsommer/Frühherbst 1980 übersiedelte das theaterarbeiterkollektiv von Graz nach Salzburg. Die Gründe dafür in den Presseberichten unten stehend. Die alte Kunstmühle in Salzburg/Gnigl war ein riesiges Anwesen, das sich im Besitze eines Gruppenmitgliedes befand. Neben zahlreichen Renovierungs- und Adaptionsarbeiten durch die Gruppenmitglieder, wurde auch eine neue Produktion vorbereitet, die im Frühjahr 1981 seine Premiere erlebte.




1981: WIR SIND SO FREI

EINE SATIRISCH-IRONISCHE COLLAGE AUS DEM LAND DER KRONE, DES BACHER, DES DALMA ...

Nach seiner Ankunft in Salzburg und parallel zu den Adaptionsarbeiten in der Gnigler Kunstmühle, wurde von den Mitgliedern des theaterarbeiterkollektivs dieses neue Programm erarbeitet, das im Winter/Frühjahr 1981 seine Premiere erlebte und anschließend bei Gastspielen in allen Teilen Österreichs gezeigt wurde. "Wir sind so frei" ist ein witzig-bissiges Schauspiel über die Macher in diesem Lande. Speziell die Medien und "Meinungserzeuger" werden kritisch-böse unter die Lupe genommen. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass es bei mehreren Vorstellungen zu Auseinandersetzungen kam.


1981/82: GNIGLER KUNSTMÜHLE ... WOHIN?

PERMANENTE GESPRÄCHE, VERHANDLUNGEN, UNTERREDUNGEN MIT STADT UND LAND SALZBURG

Das theaterarbeiterkollektiv hat sich vorstellen können, die Gnigler Kunstmühle in vielfältigster Form zu nutzen. Vor allem aber als alternatives Kulturzentrum. Von einem befreundeten Architekten wurden erste Umbaupläne erstellt. Mit Stadt und Land wurden Gespräche bezüglich Machbarkeit und Finanzierung geführt. Und mit Festen und Aktivitäten wurde den Menschen - vor allem der Zielgruppe "junge, kulturinteressierte Menschen aus Salzburg und Umgebung" - die Gnigler Kunstmühle näher vorgestellt.

MEHR ALS ZWEI JAHRE PLANUNG. MEHR ALS ZWEI JAHRE GESPRÄCHE UND VERHANDLUNGEN MIT STADT UND LAND SALZBURG. VERGEBLICH! NACHDEM DAS "THEATERARBEITERKOLLEKTIV" UNANNEHMBARE FORDERUNGEN HINNEHMEN HÄTTE MÜSSEN (PLÖTZLICH SPIELTE SICH DIE ÖVP ALS "FÖRDERER" AUF, ALLERDINGS MIT DER KLARSTELLUNG, DASS IM NEUEN KULTURZENTRUM AUCH DER KAMERADSCHAFTSBUND PLATZ FINDEN MÜSSE), LIESS DIE GRUPPE VON DEN URSPRÜNGLICHEN PLÄNEN AB UND VERLIESS MIT ENDE DES JAHRES 1982, MIT BEGINN 1983 SALZBURG (SIEHE SPÄTER).


1981/82: DIE HAKEN ZUSAMMEN - DAS KREUZ GESCHLAGEN

EINE ARBEIT DES THEATERARBEITERKOLLEKTIVS IN ZWEI TEILEN

1. TEIL: RUHE! ORDNUNG! ZUCHT!

2. TEIL: SCHÖNE GRÜSSE VOM HEIMISCHEN FASCHISMUS

Mit Verschärfung der kapitalistischen Krise Anfang der 80er-Jahre, wurde versucht, den Wirkungskreis kritischer Gruppierungen zu beschneiden und einzuschränken. Linke Arbeiterorganisationen, Gewerkschaften, Antifa-Demonstranten, Friedensaktivisten, Jugendorganisationen ... sie alle wurden von reaktionären Kräften als "moskaugesteuerte Radikalisten", als "Linksextremisten", als "Vaterlandsverräter" dargestellt. Parallel mit diesem Feindbild, das geschaffen wurde, ging der Ruf nach mehr Zucht und Ordnung, bis hin "zum starken Mann" um. In eben dieser Situation hat das "theaterarbeiterkollektiv" sich erneut intensiv mit der Sache Faschismus-Neofaschismus-Rechtsradikalismus" auseinandergesetzt und dazu  im Laufe von eineinhalb Jahren zwei Arbeiten geschaffen, die zum Teil einzeln - also unabhängig voneinander - gezeigt wurden, die aber auch als Einheit auf die Bühne gebracht wurden.

 

RUHE! ORDNUNG! ZUCHT!

Ist eine Produktion ohne viele Worte. In beklemmenden (Bühnen)Bildern wird versucht, die Brutalität und Menschenverachtung des Faschismus in aller Schärfe vor Augen zu führen. Zwei Hitler-Zitate, die im halbdunklen Raum immer wieder nachhallen. Dazu Szenen der Barbarei. Verhöre, Folter, Demütigungen. Siebzig Minuten hindurch sollen die Besucher diese letzte Stufe der Missachtung alles Menschlichen hautnah spüren.

SCHÖNE GRÜSSE VOM HEIMISCHEN FASCHISMUS

Die zweite Arbeit zur Thematik setzt sich in bissig-böser Form mit den Ewiggestrigen in unserer Gegenwart auseinander. Und macht in pointierter Form klar, dass rechtsradikales Gedankengut in vielen Teilen unseres Alltags "gesellschaftsfähig" ist, dass der Ruf nach dem starken Mann auch immer wieder aus bürgerlichen Kreisen zu hören ist, dass Traditionspflege im Stile der Nationalen durchaus in vielen heimischen Vereinen betrieben wird ... kurz: dass der Schoss auch heute noch fruchtbar ist.

 

Diese Produktion, diese Produktionen wurden in allen Teilen Österreichs gespielt und sorgten öfters für Proteste sowohl von "ehrlichen deutschen Bürgern" als auch von amtsbekannten "Neonazis".


ENDE 1982: WEGGANG AUS SALZBURG

Nachdem wir uns - neben unserer Theaterarbeit - zwei Jahre hindurch intensiv um den Um- und Ausbau der Gnigler Kunstmühle zu einem regionalen Kulturzentrum bemüht haben, sich jedoch kein Erfolg einstellte, verließ das "theaterarbeiterkollektiv" Ende 1982 die Festspielstadt Salzburg und war ein Jahr hindurch ohne festen Wohnsitz in den unterschiedlichsten Bereichen tätig. Unter anderem wurde "ein Stück Friedenstheater" in Wien erarbeitet und es wurde Kindertheater mit Kindern in Salzburg gemacht. Und es liefen das ganze Jahr 1983 über die Vorarbeiten für die Arbeit "FEBRUAR 1934", zu deren Endrealisierungen wir wieder nach Salzburg zurück kehrten.